Seminare

Vorbereitung

Seminarkultur

Arbeitsformen im Seminar

Evaluation

Selbstverständnis der Unterrichtsform

Ich verstehe ein Seminar grundsätzlich nicht als eine Unterrichtsform, in der ein Wissen über Texte oder andere Gegenstände des Faches, über die ich möglicherweise schon verfüge, an Sie weitergegeben würde. Vielmehr entsteht das Wissen, das das «Ergebnis» einzelner Seminarsitzungen oder eines gesamten Seminars darstellt, erst und ausschließlich im Gesprächs-, Diskussions- und Texterarbeitungsprozeß im Seminar selber. Und dieses Wissen überschreitet dasjenige, was ich mir gedacht oder das ich vorbereitet habe, bei weitem. Das heißt letztlich, daß auch der Dozent im Seminar viel lernt!

Pro- und Hauptseminare sind Lehrveranstaltungen, die sich intensiv entweder mit einem größeren literarischen Text oder Textcorpus oder aber mit einer größeren literaturwissenschaftlichen Problemstellung befassen und in der Arbeit mit diesem Text, diesen Texten oder in der Diskussion der entsprechenden Problemstellung ein vertieftes Wissen über Autoren und Werke bzw. in Literaturgeschichte, Gattungstheorie oder Literaturtheorie in einem eingehenden Gesprächszusammenhang erarbeiten. Darüber hinaus sind Seminare diejenige Veranstaltungsform, in der Sie diejenigen Kompetenzen erwerben und nachweisen müssen, die Sie in den für die Studienstufe angemessenen Prüfungsformen anwenden müssen zur schriftlichen oder mündlichen Darstellung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit den Gegenständen des Faches, also in schriftlichen Hausarbeiten, mündlichen Prüfungen oder Expertengesprächen.

Vorbereitung

Auf meine Pro- und Hauptseminare müssen Sie entschieden gut vorbereitet sein: Sie müssen alle im Veranstaltungskommentar angegebenen Grundlagentexte intensiv erarbeitet haben und diese Vorbereitung in einem Vortestat, das in der Regel etwa zwei Wochen vor Semesterbeginn geschrieben wird, nachgewiesen haben. Für diese Vortestate gelten bestimmte Anforderungen, die Sie auf dieser homepage auf der Seite «Vortestate» genauer abfragen können. Neben dieser grundsätzlichen Vorbereitung des Seminars insgesamt sollten Sie natürlich auf die einzelnen Sitzungen nochmals gut vorbereitet sein: Ich stelle in der Regel am Ende einer Seminarsitzung Lektüre- oder Durcharbeitungsfragen begrenzten Umfangs, deren Bearbeitung ich für die nächste Sitzung erwarte!

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Seminarkultur

Voraussetzung einer solchen «Seminarkultur» ist einerseits Ihre gute Vorbereitung. Nur wenn Sie die Texte, die Gegenstand eines Seminars sind, gut oder sehr gut kennen, ist der oben benannte Herstellungsprozeß eines «neuen» Wissens denkbar. Andererseits verlangt eine solche Seminarkultur bestimmte äußere Voraussetzungen: Die Seminargruppe sollte nicht zu groß sein, der Seminarraum sollte ermöglichen, daß alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer (einschließlich des Dozenten) im Kreis oder Carré sitzen, daß alle einander ansehen und ansprechen können – und mit Namen anreden können. Aus diesem Grunde werden in meinen Seminaren in der jeweils ersten Sitzung Namensschilder verteilt, die jede/r vor sich hinstellt, um von allen in der Diskussion mit Namen angesprochen werden zu können. Eine dritte Voraussetzung für eine solche Seminarkultur ist natürlich Ihre Bereitschaft, die Ergebnisse Ihrer Textlektüre, Ihre Gedanken und Deutungsansätze aktiv in den Gesprächszusammenhang einzubringen.

Keine Referate: In meinen Seminaren gibt es keine Referate-Serien, da ich diese Form der Wissenaufarbeitung und -vermittlung für didaktisch höchst fragwürdig halte, insofern als erstens das Referat eine frontale Präsentionsform von Hintergrund- oder Texterareitungswissen darstellt, die ich für das Seminar grundsätzlich für ungeeignet halte. Zweitens unterbindet oder unterbricht die frontale Präsentationsform diejenige Erarbeitungsform von Wissen und Kompetenzen, für die das Seminar der eigentliche Ort ist: Die Herstellung von Wissen im Gespräch. Eine Sonderform dieser Herstellung von Wissen im Gespräch kann das sogenannte «Expertengespräch» sein, das grundsätzlich an die Stelle von Referaten in meinen Seminaren treten kann – das aber auch als mündliche Prüfung im Seminar verabredet werden kann. Nur in Ausnahmefällen sehe ich kurze Impulsreferate (max. 20 Minuten) im Seminarverlauf vor.

Sonderform Blockseminar: Eine Sonderform des in der Regel im wöchentlichen Turnus stattfindenden Seminars ist das Blockseminar, von dem ich ein bis zwei pro Semester anbiete. In einer vier bis fünf Tage umfassenden intensiven Arbeitsphase (8-9 Stunden pro Tag!) wird hier, ohne die lästige Unterbrechung durch andere Lehrveranstaltungen oder sonstige Wochenpflichten, kontinuierlich an einem Seminargegenstand gearbeitet. Ein Blockseminar (in der Regel ein Hauptseminar BA) aus meinem Lehrangebot findet immer in der Woche vor Semesterbeginn statt: Einerseits entlastet das Ihren (und meinen) Semesterstundenplan, andererseits haben Sie gegebenenfalls zur Prüfungsanmeldung noch fehlende CP schon bei Semesterbeginn erworben, so daß Sie sich möglicherweise früher zu einer Abschlußprüfung anmelden können.

Homogene Lerngruppen: Seit dem Wintersemester 2009/10 biete ich ausschließlich «reine» BA- oder MA-Hauptseminare an: Ein BA-Hauptseminar ist nur in Schwerpunktmodulen des BA-Studiengangs nutzbar, nur in Ausnahmefällen ermögliche ich, diese BA-Hauptseminar auch für den Teilnahmenachweis im MA-Aufbaumodul zu nutzen; in diesen Fällen muß das Seminar ausdrücklich dem MA-Aufbaumodul zugeordnet sein. Ein MA-Hauptseminar ist selbstverständlich nur in den Aufbaumodulen des MA-Studiengangs nutzbar.

Diese strikte Regelung führt einerseits zu kleineren Lerngruppen, andererseits aber dazu, daß im Seminar Studierende auf ungefähr gleichem Studien- und Anspruchsniveau sitzen. Das hat grundsätzlich eine qualitative Aufwertung der Seminararbeit zur Folge.

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Arbeitsformen im Seminar

Plenumsarbeit: Die hauptsächliche Arbeitsform im Seminar ist die Arbeit im Plenum. In der Regel wird hier in Form einer initiierten und geleiteten Seminardiskussion, in der viele Studierende die Gelegenheit nutzen können, sich mit Wortbeiträgen zu beteiligen, meist in anregender und intelligenter Weise an der Herstellung eines neuen, gemeinsamen Wissens über einen komplexen Fachgegenstand gearbeitet. Ausgangspunkt solcher Plenumsphasen sind zumeist sehr genau benannte, ggf. sogar eigens noch einmal vorgetragene Passagen des in Rede stehenden literarischen Textes, die allerdings in der Diskussion auch mit weiter entfernten Aspekten des Textes oder mit verschiedenen Kontextdimensionen dieses Textes oder Textcorpus in Verbindung gebracht werden sollen. Dazu ist grundsätzlich – nur um es noch einmal zu wiederholen – die exzellente Vorbereitung der Gegenstände des Seminars unbedingte Voraussetzung (s. Vortestate).

Gruppenarbeit: Zur Bearbeitung bestimmter Fragestellungen teile ich das Seminarplenum in kleine Arbeitsgruppen von drei bis fünf Studierenden ein, denen verschiedene, aber zusammengehörende Arbeitsaufgaben gestellt werden. Hier soll in einer begrenzten Zeit und im intensiveren Kleingespräch etwa eine einzelne Passage oder die Modellierung einer literarischen Figur o.Ä erarbeitet werden, damit im Anschluß an die Gruppenarbeitsphase die Ergebnisse dieser Gespräche im Plenum zusammengetragen werden. Dies geschieht nicht in Form von Gruppenreferaten, da sich an die produktive und aktive Mitarbeit erfordernden Gruppenarbeit eine Phase frontaler Ergebnispräsentation anschlösse, sondern in Form einer von mir strukturierten Diskussion, in die die Ergebnisse der Gruppenarbeit als Diskussionsbeiträge einfließen.

Gruppenarbeit ermöglicht so die «arbeitsteilige» Beschäftigung mit einer größere Menge an Gegenständen, von denen zwar jede/r Studierende zunächst nur einen exemplarisch in der Gruppe erarbeitet hat, deren Ergebnisse aber anschließend im Plenum ausführlich diskutiert und gesichert werden. – Darüber hinaus ermöglicht Gruppenarbeit weitaus stärker als das Gespräch im Plenum, daß auch «stillere» Studierende eigene Deutungsperspektiven und Gedanken äußern und in die Seminararbeit einbingen können: In einer kleinen Arbeitsgruppe kann man sich nicht verstecken. Häufig bricht eine solche Gruppenarbeitsphase auch den «Bann» und Studierende, die sich vorher im Plenum noch nicht aktiv eingeschaltet haben, nehmen ebenfalls an der Plenumsdiskussion teil.

Informationen zu meinen Ansprüchen an Prüfungsleistungen im Seminar, also schriftlichen Hausarbeiten oder mündlichen Prüfungen, die die Modulprüfungen im Vertiefungs-, Schwerpunkt- oder Aufbau-Modul darstellen, finden Sie hier.

Erste beratende Informationen zur Vorbereitung und Abfassung schriftlicher Hausarbeiten finden Sie in meiner Liste der Häufig gestellten Fragen zu Hausarbeiten im Seminar.

Die formalen Anforderungen an schriftliche Haus- und Abschlußarbeiten (die für die gesamte NdL an der RUB gelten), finden Sie hier.

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Evaluation

Meine Lehrveranstaltungen werden regelmäßig, d.h. in jedem Semester, evaluiert. Sie bekommen im Laufe des Semester von mir (entweder in Papierform oder per email) eine TAN-Nummer ausgehändigt (bzw. zugeschickt), mit der Sie sich in das universitätsinterne Evaluationssystem «Evasys» einwählen können. Sie befinden sich dann sofort auf der Fragebogenseite zu der Veranstaltung: Dort können Sie sowohl die vorgegebenen Frage zur Veranstaltung als auch die Freien Fragen mit Texteingabefeldern beantworten.

Ich nehme Ihre Veranstaltungsbewertung sehr ernst: Ihre konstruktive Kritik, Ihre Verbesserungsvorschläge zur Veranstaltung(sorganisation) werden in der letzten Sitzung des Semesters im Plenum diskutiert und im ggf. unmittelbar im darauffolgenden Semester umgesetzt!

Ich veröffentliche die Evaluationsergebnisse immer überdiese homepage (Lehre).

Nehmen Sie die Veranstaltungsbewertung ebenfalls ernst: Notieren Sie alles, was Ihnen gefallen oder mißfallen hat. Die Evaluation ist absolut anonym!